Die Kenntnis vom geistigen Leben

1. Wie unwissend hinsichtlich der geistigen Lehren treffe ich die heutigen Menschen an. Der Grund dafür ist, dass man ihnen mein Gesetz und meine Lehre nur als eine Morallehre vorgetragen hat, die ihnen behilflich ist, und nicht als den Weg, der ihren Geist zur vollkommenen Heimat führt.

2. Die verschiedenen Konfessionen haben in die Menschenherzen eine falsche Furcht vor geistigem Wissen gesät, was verursacht hat, daß sie meine Offenbarungen meiden und immer mehr in der Finsternis der Unwissenheit versinken, wobei sie als Grund angeben, dass das geistige Leben ein undurchdringliches Geheimnis ist.

3. Die dies behaupten, lügen. Alle Offenbarungen, die Gott dem Menschen von Anbeginn der Menschheit gab, haben zu ihm vom Geistigen Leben gesprochen. Zwar hatte ich euch nicht meine ganze Lehre gegeben, weil ihr noch nicht befähigt wart, alles zu erfahren, sondern erst, wenn die Zeit dafür gekommen wäre. Aber das vom Vater bis heute Offenbarte ist für euch ausreichend, um eine vollständige Kenntnis des Geistigen Lebens zu haben. (25, 38 – 40)

4. Das geistige Leben, das von den einen ersehnt wird, wird von anderen gefürchtet, geleugnet und sogar verspottet; aber es erwartet euch alle unweigerlich. Es ist der Schoß, der alle aufnimmt – der Arm, der sich euch entgegenstreckt – das Vaterland des Geistes: ein unergründliches Geheimnis selbst für die Gelehrten. Aber in meine Geheimnisse kann man eindringen, wann immer der Schlüssel, den ihr benützt, um diese Pforte zu öffnen, jener der Liebe ist. (80, 40)

 

„Himmel“ und „Hölle“

5. Die Menschen haben sich die Hölle als einen Ort ewiger Qual vorgestellt, wohin ihrer Meinung nach alle jene kommen, die gegen meine Gebote verstoßen haben. Und so wie sie für die schweren Vergehen diese Hölle schufen, so stellten sie sich für die geringeren Vergehen einen anderen Ort vor und ebenso einen weiteren für jene, welche weder Gutes noch Böses getan haben.

6. Wer sagt, dass man sich im Jenseits weder freut, noch leidet, spricht nicht die Wahrheit. Niemand ist ohne Leiden, noch bar jeder Freude. Die Leiden und Freuden werden immer gemischt sein, solange der Geist nicht den höchsten Frieden erreicht.

7. Hört, meine Kinder: Die Hölle ist in Inkarnierten und nicht mehr Inkarnierten, in Bewohnern dieser Welt und des geistigen Tales. Die Hölle ist das Sinnbild für die schweren Leiden, die furchtbaren Gewissensbisse, die Verzweiflung, den Schmerz und die Bitternis derer, die schwer gesündigt haben. Doch von diesen Folgen werden sie sich frei machen durch die Entwicklung ihres Geistes hin zur Liebe.

8. Der Himmel dagegen, welcher das wahre Glück und den wahren Frieden symbolisiert, ist für jene, welche sich von den Leidenschaften der Welt abgewandt haben, um in Gemeinschaft mit Gott zu leben.

9. Befragt euer Gewissen, dann werdet ihr wissen, ob ihr in der Hölle lebt, ob ihr eure Vergehen sühnt, oder ob ihr vom Frieden des Himmels durchdrungen seid.

10. Was die Menschen Himmel oder Hölle nennen, sind keine bestimmten Orte. Es ist der Wesensinhalt eurer Werke, den euer Geist erntet, wenn er das geistige Tal erreicht. Jeder erlebt seine Hölle, bewohnt seine Welt der Sühne oder genießt die Seligkeit, welche die Erhebung und die Harmonie mit dem göttlichen Geist schenkt. (11, 51 – 56)

11. So, wie der Mensch sich auf Erden eine Welt geistigen Friedens ähnlich dem Frieden meines Reiches schaffen kann, kann er durch seine Verderbtheit auch ein Dasein führen, das wie eine Hölle von Lastern, Schlechtigkeiten und Gewissensbissen ist.

12. Auch im Jenseits kann der Geist Welten der Finsternis, der Verderbtheit, des Hasses und der Rache antreffen, je nach der Neigung des Geistes, seiner Verirrung und seiner Leidenschaften. Doch wahrlich, ich sage euch, sowohl der Himmel, als auch die Hölle, von denen sich die Menschen nur mittels irdischer Formen und Bilder eine Vorstellung machen, sind nichts anderes als verschiedene Entwicklungsstadien des Geistes: der eine aufgrund seiner Tugend und Entwicklung auf dem Gipfel der Vollkommenheit, der andere im Abgrund seiner Finsternis, seiner Laster und seiner Verblendung.

13. Für den gerechten Geist ist der Ort, an dem er sich befindet, gleichgültig, denn überall wird er den Frieden und den Himmel des Schöpfers in sich tragen. Der unreine und verwirrte Geist hingegen kann sich in der besten der Welten befinden, und er wird im Innern unaufhörlich die Hölle seiner Gewissensbisse fühlen, die in ihm brennen werden, bis diese ihn geläutert haben.

14. Glaubt ihr, dass ich, euer Vater, Orte geschaffen habe, die ausdrücklich dazu bestimmt sind, euch zu strafen und mich so auf ewig für eure Beleidigungen zu rächen?

15. Wie beschränkt sind die Menschen, die diese Theorien lehren!

16. Wie ist es möglich, dass ihr glaubt, dass ewige Finsternis und ewiger Schmerz das Ende ist, das manche Geister erwartet? Auch wenn sie gesündigt haben, werden sie dennoch für immer Kinder Gottes sein. Wenn sie Belehrung brauchen – hier ist der Meister. Wenn sie der Liebe bedürfen – hier ist der Vater. Wenn sie sich nach Vergebung sehnen – hier ist der vollkommene Richter.

17. Wer nie versucht, mich zu suchen und seine Fehler zu berichtigen, der wird nicht zu mir kommen. Doch es gibt niemanden, der meiner Gerechtigkeit oder meinen Prüfungen widersteht. Nur geläutert könnt ihr zu mir kommen. (52, 31 – 37)

18. Unter so vielen Wohnungen, wie sie das Haus des Vaters besitzt, gibt es nicht eine einzige Welt der Finsternis, in allen ist sein Licht. Doch wenn die Geister sie mit einer Binde vor den Augen betreten aufgrund ihrer Unwissenheit – wie können sie dann jene Herrlichkeit schauen?

19. Wenn ihr hier auf der Welt einen Blinden fragt, was er sieht, wird er euch antworten: nur Finsternis. Nicht, weil das Licht der Sonne nicht vorhanden wäre, sondern weil er es nicht sehen kann. (82, 12 – 13)

20. Ich habe euch in dieser Zeit gesagt: Hegt nicht die Vorstellung, die unter den Menschen über die Hölle existiert, denn auf dieser Welt gibt es keine größere Hölle als das Leben, das ihr mit euren Kriegen und Feindschaften geschaffen habt, und im Jenseits gibt es kein anderes Feuer als die Gewissensqualen des Geistes, wenn das Gewissen ihm seine Verfehlungen vor Augen führt. (182,45)

21. Solange jene, die in ihrem religiösen Fanatismus im Jenseits nur die Strafe der Hölle erwarten, an dieser Meinung festhalten, werden sie sich selbst ihre Hölle schaffen, weil die Verwirrung des Geistes ähnlich jener des menschlichen Verstandes ist, wenn auch viel stärker.

22. Ihr fragt nun: Meister, gibt es Rettung für jene? Ich sage euch: Rettung gibt es für alle, aber der Friede und das Licht werden erst dann zu jenen Geistern gelangen, wenn die Finsternis der Verblendung sich auflöst.

23. Habt ihr einmal Mitleid für einen Menschen empfunden, dessen verwirrter Verstand ihn Dinge sehen läßt, die gar nicht existieren? Wieviel größer wäre euer Schmerz, wenn ihr im Jenseits jene wahnumfangenen Wesen sehen würdet, die ihre eingebildete Hölle erblicken! (227,71)

24. Erzittert nicht angesichts dieser Offenbarungen. Im Gegenteil, freut euch bei dem Gedanken, daß dieses Wort die Vorstellung zerstören wird, die ihr von einer ewigen Strafe hattet, und alle Auslegungen, die euch in den vergangenen Zeiten vom ewigen Feuer gegeben wurden.

25. Das »Feuer« ist das Sinnbild des Schmerzes, der Selbstanklagen und der Reue, die den Geist martern und ihn läutern werden, wie sich das Gold im Schmelztiegel läutert. In diesem Schmerz ist mein Wille, und in meinem Willen ist meine Liebe zu euch.

26. Wenn es wahr wäre, dass es das Feuer ist, das die menschlichen Sünden bestraft, dann müssten alle Körper derer, die gesündigt haben, hier im irdischen Leben ins Feuer geworfen werden, im Leben, weil sie es tot nicht mehr fühlen würden. Denn die Körper erheben sich niemals in den geistigen Raum – im Gegenteil, wenn sie einmal ihre Aufgabe beendet haben, sinken sie ins Innere der Erde, wo sie mit der Natur verschmelzen, von der sie Leben nahmen.

27. Doch wenn ihr glaubt, daß das, was ihr ewiges Feuer nennt, nicht für den Körper, sondern für den Geist bestimmt ist, so ist dies ein weiterer schwerer Irrtum, weil es im geistigen Reich keine materiellen Elemente gibt, noch das Feuer eine Wirkung auf den Geist ausübt. Was aus der Materie geboren ist, ist Materie, was aus dem Geist geboren ist, ist Geist.

28. Mein Wort kommt nicht herab, um irgendeine Glaubensüberzeugung anzugreifen. Wenn jemand dies denkt, irrt er sich sehr. Mein Wort wird den Inhalt all dessen erklären, was nicht richtig ausgelegt worden ist und was daher Irrtümer erzeugt hat, die unter der Menschheit von Generation zu Generation weitergegeben wurden.

29. Welchen Wert hätten mein Gesetz und meine Lehre, wenn sie nicht imstande wären, die Geister aus Irrtum und Sünde zu erretten? Und welchen Sinn hätte meine Gegenwart als Mensch auf der Welt gehabt, wenn es viele geben würde, die für immer, in einer Sühne ohne Ende zugrunde gehen müssten? (352, 44 – 48)

30. Manche fühlen sich bewogen, gute Werke zu tun, weil sie fürchten, dass der Tod sie überrascht und sie dann keine Verdienste haben, die sie ihrem Herrn darbringen können. Andere lösen sich vom Bösen, doch nur aus Furcht, in Sünde zu sterben und nach diesem Leben eine ewige Höllenqual ertragen zu müssen.

31. Wie entstellt und unvollkommen ist dieser Gott in der Gestalt, in der so viele ihn sich vorstellen! Wie ungerecht, monströs und grausam! Wenn man alle Sünden und Verbrechen, die die Menschen begangen haben, vereint, so kann dies nicht mit der Abscheulichkeit verglichen werden, welche die Höllenstrafe für alle Ewigkeit bedeuten würde, zu der – ihrer Meinung nach – Gott die Kinder verdammt, die sündigen. Habe ich euch nicht dargelegt, daß die höchste Eigenschaft Gottes die Liebe ist? Meint ihr dann nicht, daß eine ewige Qual die absolute Verneinung der Göttlichen Eigenschaft ewiger Liebe wäre? (164, 33 – 34)

32. Ihr glaubt, daß der Himmel eine Region in der Ewigkeit ist, und daß ihr durch ein aufrichtiges Bereuen eurer Verfehlungen in der Stunde eures körperlichen Todes in ihn eingehen könnt, weil ihr darauf vertraut, daß ihr in jenem Augenblick Vergebung findet und von mir ins Himmelreich geführt werdet. Das ist es, was ihr glaubt.

33. Ich dagegen sage euch, daß der Himmel kein bestimmter Ort, noch eine Region, noch eine Heimstatt ist. Der Himmel des Geistes ist seine hohe Gefühlswelt und seine Vollkommenheit, sein Zustand der Reinheit. An wem liegt es also, euch zu erlauben, daß ihr ins Himmelreich kommt – an mir, der ich euch immer gerufen habe, oder an euch, die ihr immer taub gewesen seid?

34. Begrenzt nicht länger das Unendliche, das Göttliche. Begreift ihr nicht, daß wenn der Himmel so wäre, wie ihr glaubt – eine bestimmte Heimstätte, Region oder ein bestimmter Ort – er dann nicht mehr unendlich wäre? Es ist an der Zeit, daß ihr das Geistige in einer höheren Weise auffaßt, auch wenn eure Vorstellungskraft nicht die ganze Wirklichkeit zu erfassen vermag. Aber sie soll sich ihr wenigstens annähern. (146, 68 – 69)

 

Die Himmelsmusik

35. Ihr habt gehört, dass die Engel im Himmel ewig das göttliche Konzert vernehmen. Wenn ihr über dies Sinnbild nachdenkt, dann hütet euch davor zu glauben, dass man auch im Himmel Musikstücke ähnlich jenen vernimmt, die ihr auf Erden zu hören gewohnt seid. Wer so denkt, ist einem völligen Irrtum des Materialismus erlegen. Wer dagegen – wenn er von der Musik des Himmels und von der Seligkeit der Engel beim Hören derselben sprechen hört – an die Harmonie mit Gott bei diesem göttlichen Konzert denkt, der wird in der Wahrheit sein.

36. Doch wie kommt es, dass manche dies nicht so auffassen, obwohl jedem von euch in seinem Geist ein Ton des universellen Konzertes innewohnt? Wie kommt es, dass mancher, der dieses Wort vernimmt, es nicht begreift, es nicht erfühlt oder es falsch auslegt?

37. Oh geliebte Kinder, die ihr schwach seid in eurem Auffassungsvermögen – sucht im Gebet das Licht. Fragt mich in euren Meditationen. Denn so weitgehend eure Fragestellungen auch sein mögen, ich werde euch aus der Ewigkeit zu antworten wissen. Ich werde euch meinerseits gleichfalls Fragen stellen, damit zwischen dem Meister und den Jüngern das Licht der Wahrheit aufgeht.

38. Die himmlische Musik ist die Gegenwart Gottes in euch, und inmitten jenes Konzertes wird euer Ton erklingen, wenn ihr einmal die wahre Erhebung erreicht habt, welches die geistige Schönheit ist. Dies ist die Himmelsmusik und der Gesang der Engel. Wenn ihr es so erlebt und fühlt, wird die Wahrheit in eurem Wesen wieder strahlen, und ihr werdet fühlen, daß Gott in euch ist. Das Leben wird euch ein ewiges und göttliches Konzert darbieten, und in jedem seiner Töne werdet ihr eine Offenbarung entdecken.

39. Noch habt ihr die schönen Töne nicht in ihrer vollkommenen Harmonie vernommen – liebliche Töne zuweilen, andere kraftvoll. Wenn ihr sie zufällig mal wahrnehmt, werden sie euch als unbestimmte Töne erscheinen, die ihr nicht vereinen könnt, doch ihr seid euch der Schönheit, die sie enthalten, nicht völlig bewußt geworden. Ihr müsst die Sinne, die Leidenschaften und die Schatten des Materialismus hinter euch lassen, um das Konzert Gottes in eurem Geist vernehmen zu können. (199, 53 – 56)

 

In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen

40. Mein Werk wächst immer mehr, bis sich schließlich alle Geister in Erfüllung meines Gesetzes vereinen, und diese irdische Heimstatt zu einer Welt der Vollkommenheit wird. Die sie zu jener Zeit bewohnen, werden meine Liebe in allem Geschaffenen fühlen und sich zubereiten, um in einer besseren Welt zu leben. Diese Welt wird für euren Geist vorübergehend sein, er wird im Verlangen nach Vervollkommnung zu anderen Regionen, anderen Ebenen des Jenseits aufbrechen.

41. Erinnert euch, dass ich euch sagte: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“. Und in dieser Zeit größerer Entwicklung, in der ihr meine Unterweisungen besser versteht, will ich euch sagen: „Im Haus des Vaters gibt es eine unendliche Zahl von Wohnungen“. Meint also nicht, dass ihr beim Scheiden von dieser Welt bereits die größte geistige Höhe erreicht habt. Nein, Jünger. Wenn euer Aufenthalt auf diesem Planeten endet, werde ich euch zu neuen Heimstätten führen, und so werde ich euch immerdar auf der unendlichen Stufenleiter eurer Vervollkommnung leiten. Vertraut auf mich, liebt mich, und ihr werdet gerettet sein. (317,30)

42. Es ist unmöglich, dass ihr euch bereits in dieser Welt eine Vorstellung davon machen könnt, was oder wie mein Reich, der Himmel und die Herrlichkeit beschaffen sind. Ich will, dass ihr euch damit begnügt zu wissen, dass es ein Zustand der Vollkommenheit des Geistes ist, aus dem heraus er das wunderbare Leben des Geistes erlebt, empfindet und begreift, welches ihr derzeit weder begreifen noch euch vorstellen könnt.

43. Ich sage euch, dass nicht einmal die Geister, die auf höheren Ebenen leben als jener, auf der ihr euch befindet, die Wirklichkeit jenes Lebens kennen. Wisst ihr, was es bedeutet, „im Schoß des Vaters“ zu leben? Wenn ihr einmal dort lebt, dann erst könnt ihr es wissen. Nur ein unbestimmtes Vorgefühl, eine schwache Ahnung jenes Geheimnis streift flüchtig euer Herz als ein Ansporn auf eurem Entwicklungsweg. (76,28-29)