Die Auslegung biblischer Worte und Verheißungen

1. Die Menschen haben sich der Erforschung der alten Testamente gewidmet, wobei sie sich bei der Untersuchung und Auslegung der Prophezeiungen und Verheißungen den Kopf zerbrechen. Diejenigen unter ihnen sind der Wahrheit am nächsten gekommen, die den geistigen Sinn meiner Lehren gefunden haben. Denn jene, die sich hartnäckig an die irdisch-materielle Auslegung halten und den geistigen Sinn meiner Offenbarungen nicht verstehen oder nicht finden wollen, werden Verwirrungen und Enttäuschungen erleiden müssen, wie sie das jüdische Volk erlitt, als der Messias kam, den es sich in einer anderen Art und Weise vorgestellt und anders erwartet hatte, als ihn die Wirklichkeit zeigte. (13, 50)

2. Die falsche Vorstellung, die sich der Mensch in den ersten Zeiten von meiner Gerechtigkeit gemacht hat, wird endgültig verschwinden, um der wahren Kenntnis von ihr zu weichen. Die göttliche Gerechtigkeit wird schließlich als das Licht verstanden werden, das der vollkommenen Liebe entspringt, die in eurem Vater existiert.

3. Jener Gott, den die Menschen für rachsüchtig, grausam, nachtragend und unnachsichtig hielten, wird aus tiefstem Herzen als ein Vater empfunden werden, welcher für die Beleidigungen durch seine Kinder seine Vergebung schenkt; als ein Vater, der den Sünder liebevoll überzeugt. Als ein Richter, welcher, statt den zu verdammen, der schwer gefehlt hat, diesem eine neue Gelegenheit zur Rettung anbietet.

4. Wieviele Unvollkommenheiten schrieben mir die Menschen in ihrer Unwissenheit zu, weil sie mich für fähig hielten, Zorn zu empfinden, obwohl der Zorn allein eine menschliche Schwäche ist! Wenn die Propheten zu euch vom heiligen Zorn des Herrn sprachen, so sage ich euch jetzt, daß ihr jenen Ausdruck als göttliche Gerechtigkeit deuten sollt.

5. Die Menschen der Ersten Zeit hätten eine andere Ausdrucksweise nicht verstanden, noch hätten die Zügellosen oder die Wüstlinge die Mahnungen der Propheten ernst genommen, wenn diese nicht in jener Form zu ihnen gesprochen hätten. Es war notwendig, daß die Inspiration meiner Boten in Worten ausgedrückt wurde, die das Gehirn und das Herz jener Menschen mit nur geringer geistiger Entwicklung, beeindrucken würden. (104, 11 – 14)

6. Die Schriften der Ersten Zeit überlieferten die Geschichte des Volkes Israel und bewahrten den Namen seiner Kinder, seine Erfolge und seine Fehler, seine Werke des Glaubens und seine Schwachheiten, seine Herrlichkeit und seine Stürze, damit dies Buch zu jeder neuen Generation von der Entwicklung jenes Volkes in seiner Verehrung Gottes sprechen sollte. Jenes Buch überlieferte sowohl die Namen der Patriarchen, welche die Tugend und die Gerechtigkeit liebten, die Vorbilder an Glaubensstärke, als auch die Namen der Propheten, der Seher des Zukünftigen, durch deren Mund der Herr immer sprach, wenn er sein Volk am Rand einer Gefahr sah. Auch überlieferte es die Namen der Verderbten, der Verräter, der Ungehorsamen, denn jeder Vorfall, jedes Beispiel ist eine Lehre und manchmal ein Sinnbild.

7. Als ich in Jesus unter den Menschen wohnte, machte ich nur dann, wenn es notwendig war, Gebrauch von der Essenz jener Schriften, vom Sinngehalt jener Werke, um meine Lehre zu vermitteln; das Materielle und das Gehaltlose pries ich nie. Erinnert ihr euch nicht, daß ich den gerechten Abel erwähnte, daß ich die Geduld Hiobs lobte und der Weisheit und Herrlichkeit Salomons gedachte? Erinnerte ich nicht bei vielen Gelegenheiten an Abraham und sprach von den Propheten, und sagte ich euch nicht mit Bezugnahme auf Mose, daß ich nicht gekommen war, um das Gesetz, das er empfangen hatte, aufzulösen, sondern um es zu erfüllen? (102, 31 – 32)

8. Ihr müßt die Göttlichen Offenbarungen studieren, die ich euch zu allen Zeiten gegeben habe. Ihr müßt die bildliche Sprache verstehen, in der zu euch gesprochen wurde und müßt auf diese Weise eure geistigen Sinne empfindsam machen, damit ihr erkennt, welches das Wort Gottes ist und was Menschenwort ist, damit ihr den Sinngehalt meiner Unterweisungen entdeckt.

9. Nur von einem geistigen Gesichtspunkt aus werdet ihr die richtige und wahrheitsgemäße Auslegung meines Wortes finden können – sowohl jenes Wortes der Ersten Zeit, das ich euch durch die Propheten sandte, als auch jenes der Zweiten Zeit, das ich euch durch Jesus vermachte, oder dieses Wortes, das ich euch durch Vermittlung der Sprachrohre der Dritten Zeit gebe.

10. Wenn diese Menschheit einmal den wahren Sinngehalt des Gesetzes, der Lehre, der Prophezeiungen und der Offenbarungen gefunden hat, wird sie das Schönste und Tiefste entdeckt haben in Bezug auf ihr Dasein.

11. Dann werden die Menschen die wirkliche Gerechtigkeit kennen lernen, und ihr Herz wird den wahren Himmel erahnen. Dann werdet ihr auch wissen, was Sühne, Läuterung und Wiedergutmachung ist. (322, 39 – 42)

12. Die Schriften der vergangenen Zeiten könnten euch das offenbaren, was ich heute für euch wiederhole. Aber der Mensch hat es gewagt, meine Wahrheiten zu fälschen, um sie verfälscht zu verbreiten. Und so habt ihr nun eine geistig kranke, müde und vereinsamte Menschheit.

13. Darum läßt sich mein Weckruf durch den Stimmträger vernehmen, weil ich nicht will, daß ihr in Verwirrung geratet. (221, 14 – 15)

14. Wenn die Schriften meiner Jünger, die euch in der Zweiten Zeit mein Wort vermachten, verfälscht in eure Hände gelangen, so werde ich bewirken, daß ihr erkennt, welches die wahren Worte Jesu sind. Euer Geist wird jene als falsch erkennen, die nicht im Einklang mit dem göttlichen Konzert meiner Liebe sind. (24, 19)

15. Niemals ist der Mensch ohne meine Offenbarungen gewesen, welche das Licht des Geistes sind; aber er hat sich davor gefürchtet, sie zu ergründen. Nun frage ich euch: Was könnt ihr über die Wahrheit und über das Ewige wissen, wenn ihr dem Geistigen hartnäckig aus dem Weg geht?

16. Betrachtet die materialistische Auslegung, die ihr meinen Offenbarungen der Ersten und Zweiten Zeit gegeben habt, obwohl sie nur vom Göttlichen und Geistigen sprechen. Seht, wie ihr die materielle Natur mit der geistigen verwechselt, mit welchem Mangel an Achtung ihr das Tiefgründige in Oberflächliches und das Hohe in Niederes verwandelt. Doch weshalb habt ihr dies getan? Weil ihr im Verlangen, etwas im Werk Gottes zu tun, nach der Vorgehensweise sucht, meine Lehre eurem irdischen Leben, euren menschlichen Bequemlichkeiten anzupassen, die euch am meisten am Herzen liegen. (281, 18 – 19)

17. In dieser Zeit werde ich bewirken, daß die Lehre, die ich euch in der Zweiten Zeit gab und die viele nicht erfaßt und andere vergessen haben, von allen verstanden wird, und daß sie außerdem aufgrund meiner neuen Unterweisungen befolgt wird. (92, 12)

18. Das Licht meines Heiligen Geistes kommt auf euch herab. Doch warum stellt ihr mich in der Gestalt einer Taube dar? Jene Bilder und Symbole dürfen von meinen neuen Jüngern nicht mehr verehrt werden.

19. Verstehe meine Lehre, Volk: In jener Zweiten Zeit manifestierte sich mein Heiliger Geist bei der Taufe Jesu in Gestalt einer Taube, weil dieser Vogel in seinem Flug Ähnlichkeit hat mit dem Wehen des Geistes, sein Weiß spricht von Reinheit, und in seinem sanften und milden Blick liegt ein Abglanz von Unschuld.

20. Wie konnte man jenen ungebildeten Menschen das Göttliche begreiflich machen, wenn man nicht die Gestalten der Wesen zu Hilfe nahm, die ihnen in der Welt bekannt waren?

21. Christus, der in diesem Augenblick zu euch spricht, wurde durch ein Lamm dargestellt, und selbst Johannes sah mich in seinem prophetischen Gesicht so. Dies alles ist darauf zurückzuführen, daß, wenn ihr mich in jedem meiner Werke sucht, ihr in der ganzen Schöpfung immer ein Bild des Urhebers des Lebens finden werdet. (8, 1 – 3)

22. Einstens sagte ich euch, daß eher ein Kamel durch ein Nadelöhr ginge, als daß ein reicher Geizhals in das Himmelreich eingeht. Heute sage ich euch, daß jene Herzen sich von ihrer Selbstsucht freimachen und an ihren Brüdern tätige Nächstenliebe üben müssen, damit ihr Geist auf dem engen Pfad der Erlösung durchkommen kann. Es ist nicht notwendig, sich von Besitztümern und Vermögen freizumachen, sondern nur vom Egoismus. (62, 65)

23. Ich baue derzeit den Tempel wieder auf, auf den ich mich bezog, als ich meinen Jüngern, die bewundernd den Tempel Salomons betrachteten, sagte: Wahrlich, ich sage euch, von ihm wird kein Stein auf dem anderen bleiben, doch ich werde ihn in drei Tagen wieder aufbauen.

24. Ich wollte damit sagen, daß jeder äußerliche Kult, so prächtig er den Menschen auch erscheint, aus dem Herzen der Menschen verschwinden wird, und ich an seiner Stelle den wahren, geistigen Tempel meiner Göttlichkeit aufrichten werde. Jetzt ist die Dritte Zeit, das heißt der dritte Tag, an dem ich den Wiederaufbau meines Tempels beenden werde. (79, 4)

25. Gott hat keine Gestalt, denn wenn er sie hätte, wäre er ein begrenztes Wesen, wie es das menschliche ist, und dann wäre er nicht Gott.

26. Sein Thron ist die Vollkommenheit, die Gerechtigkeit, die Liebe, die Weisheit, die Schöpferkraft, die Ewigkeit.

27. Der Himmel ist die höchste Seligkeit, die ein Geist auf seinem Vervollkommnungsweg erreicht, wenn er sich in Weisheit und Liebe so hoch erhebt, daß er einen Reinheitsgrad erlangt, den keine Sünde und kein Schmerz mehr erreicht.

28. Wenn meine Propheten vom Geistigen Leben sprachen, taten sie es manchmal mittels menschlicher Erscheinungsformen und euch bekannter Gegenstände.

29. Die Propheten sahen Throne gleich denen der Könige auf Erden – Bücher, Wesen mit menschlicher Gestalt, Paläste mit Wandbehängen, Leuchter, das Lamm und viele weitere Gestalten. Aber heute müßt ihr begreifen, daß all dies nur ein Sinnbild, ein Symbol, einen Göttlichen Sinngehalt, eine Offenbarung umschloß, die für euch in einer bildhaften Form zum Ausdruck gebracht werden mußte, da ihr nicht in der Lage wart, eine andere, höhere zu verstehen.

30. Nun ist es an der Zeit, daß ihr den Sinngehalt aller meiner Gleichnisse und Unterweisungen, die ich euch mittels Sinnbildern offenbart habe, richtig auslegt, damit die Bedeutung in euren Geist dringt und die sinnbildliche Form verschwindet.

31. Wenn ihr zu dieser Erkenntnis gelangt, wird euer Glaube wahrhaftig sein, da ihr ihn dann auf Wahrheit gegründet habt. (326, 37 – 42)

32. Wenn alle Gerufenen zum Tisch des Herrn eilen würden, wo die Speise aufgetragen wird, die den Geist nährt, so wäre dieser voll besetzt; doch nicht alle Geladenen sind gekommen.

33. Es ist die Eigenart des Menschen, die Wohltaten Gottes nicht zu würdigen, und daher habt ihr viele eurer Brüder euch abweisen sehen, als ihr den Ruf an sie ergehen ließet.

34. Doch ich sage euch, dass diese wenigen, die sich an meinen Tisch setzen und die mir beharrlich zuhören, um von mir zu lernen, diejenigen sein werden, die den Menschenscharen die Größe meines Wortes, den Sinngehalt dieser Lehre bekannt machen, welche die Menschen zum Wiederaufbau einer Welt aufruft, die an ihr Ende gelangt ist und einer strahlenderen und höheren Platz macht. (285, 33 – 35)

 

Die Offenbarung des Apostel Johannes

35. Alles steht geschrieben im Buch der Sieben Siegel, das sich in Gott befindet und dessen Existenz der Menschheit durch den Apostel und Propheten Johannes offenbart wurde.

36. Den Inhalt jenes Buches hat euch nur das göttliche Lamm offenbart, denn weder auf der Erde, noch in den Himmeln war ein gerechter Geist vorhanden, der euch die tiefen Geheimnisse der Liebe, des Lebens und der Gerechtigkeit Gottes erklären konnte. Doch das göttliche Lamm, welches Christus ist, löste die Siegel, die das Buch des Lebens verschlossen, um seinen Kindern dessen Inhalt zu offenbaren. (62, 30)

37. Wenn das Buch der Weissagungen des Johannes von einigen als undurchdringliches Geheimnis angesehen und von anderen in einer irrtümlichen Auslegung betrachtet worden ist, so ist es darauf zurückzuführen, daß die Menschheit noch nicht die nötige Vergeistigung erlangt hat, um das zu verstehen, was dort dargestellt ist. Und ich kann euch auch sagen, daß es nicht einmal von dem Propheten begriffen worden ist, dem es eingegeben wurde.

38. Johannes hörte und sah, und als er vernahm, daß man ihm befahl, es niederzuschreiben, gehorchte er sogleich. Doch er verstand, daß jene Botschaft für die Menschen war, welche lange Zeit nach ihm kommen würden. (27, 80 – 81)

39. Wann werden die Menschen ihre Aufmerksamkeit dem zuwenden, was mein geliebter Jünger schriftlich hinterließ? Seltsam ist die Art und Weise, in der seine Offenbarung niedergeschrieben ist, geheimnisvoll sein Sinn, tiefgründig bis ins Unermessliche seine Worte. Wer mag sie wohl verstehen?

40. Die Menschen, die sich für die Offenbarung des Johannes zu interessieren beginnen, vertiefen sich darin, deuten, beobachten und studieren. Einige nähern sich der Wahrheit ein wenig, andere meinen den Sinngehalt der Offenbarung entdeckt zu haben und verkünden ihn der ganzen Welt. Wieder andere sind verwirrt, oder zu müde, um weiterzuforschen und sprechen jener Botschaft schließlich jeden göttlichen Sinngehalt ab.

41. Jünger der Dritten Zeit, jetzt sage ich euch, daß wenn ihr wirklich das Verlangen habt, in dieses Heiligtum einzutreten und den eigentlichen Sinngehalt jener Offenbarungen kennenzulernen, ihr euch mit dem Gebet von Geist zu Geist vertraut machen müsst – eben jenem, das Johannes in seiner Verbannung ausübte.

42. Ihr müßt zuerst begreifen, daß die göttliche Offenbarung, obwohl durch irdische Gestalten und Bilder dargestellt, insgesamt vom Geist des Menschen handelt, von seiner Entwicklung, seinem Ringen, seinen Versuchungen und Stürzen, seinen Entweihungen und Ungehorsamkeiten. Sie handelt von meiner Gerechtigkeit, meiner Weisheit, meinem Reich, von meinen Liebesbeweisen und meiner Kommunikation mit den Menschen, von ihrem Erwachen, ihrer Erneuerung und schließlich von ihrer Vergeistigung.

43. Ich offenbarte euch dort die geistige Lebensreise der Menschheit, in Zeitabschnitte unterteilt, damit ihr die Entwicklung des Geistes besser versteht.

44. Also, Jünger, da sich die Offenbarung auf euer geistiges Leben bezieht, ist es angebracht, daß ihr sie aus geistiger Sicht studiert und betrachtet. Denn wenn ihr sie nur anhand irdischer Ereignisse deuten wollt, werdet ihr wie viele andere in Verwirrung geraten.

45. Zwar haben viele irdische Ereignisse einen Bezug auf die Erfüllung jener Offenbarung und werden dies auch in Zukunft haben. Aber ihr sollt wissen, daß die darin enthaltenen Geschehnisse und Zeichen auch Gestalten, Bilder und Beispiele sind, die euch helfen sollen, meine Wahrheit zu verstehen und eure Bestimmung zu erfüllen. Nämlich euch zu mir zu erheben auf dem Weg der Reinheit des Geistes, von der euch mein Jünger Johannes ein leuchtendes Vorbild hinterließ, welcher der Menschheit Jahrtausende vorausging in der Zwiesprache von Geist zu Geist mit seinem Herrn. (309,47-51)